Michel Rijntjes, Universitätsklinikum Freiburg: Die Anatomie für Denken und Kommunizieren

Die Anatomie für Denken und Kommunizieren

 
 Wir nehmen die Außenwelt wahr, sind aber in der Lage, unabhängig von Raum und Zeit über die Außenwelt nachzudenken, uns Vorstellungen zu machen oder uns Konsequenzen von Handlungen zu überlegen. Auch die Innenwelt (Körper) nehmen wir wahr, wie Emotionen oder Schmerz, aber wir können unsere momentanen Gefühlserregungen auch vergleichen mit dem, was wir schon erfahren haben oder uns vorstellen, welche Emotion ein zukünftiges Ereignis auslösen wird.

 Das bedeutet, dass es im Gehirn Repräsentationen der Außenwelt und der Innenwelt geben muss, und dass wir diese unabhängig vom aktuellen Geschehen analysieren können. Zusätzlich müssen wir unser Verhalten und unsere Intentionen aufeinander abstimmen.

 Hier wird gezeigt, dass es eine anatomische Struktur für diese Hirnfunktionen gibt, die basiert auf drei langen Faserverbindungen zwischen dem Frontalhirn und den hinteren Hirnteilen. Eine dorsale Faserverbindung ist für die Repräsentation der Außenwelt zuständig. Sie ist getrennt von einer medialen Faserverbindung für die Repräsentation der Innenwelt. Die gleichen Projektionsstellen der Hirnrinde werden auch durch eine ventrale Faserverbindung für die Analyse der Informationen verbunden. So entstehen „Hubs“, Regionen der Hirnrinde, in der zwei Verbindungen zusammenkommen. Beide, Außenwelt wie Innenwelt sind über dorsal oder medial mit ventral miteinander verbunden. Das ermöglicht eine Internalisierung, d.h. eine Betrachtung der Außen- oder Innenwelt, unabhängig vom Hier und Jetzt.   

 Zusätzlich sind diese „Hubs“ im Frontalhirn und in hinteren Hirnteilen miteinander verbunden, damit Außen-und Innenwelt aufeinander abgestimmt werden. Gemeinsam bilden die Hubs die anatomische Grundlage für das „Default Mode Network“, ein Netzwerk für reizunabhängiges Denken, Tagträume, komplexe Entscheidungen und „Theory of Mind“.

     Über den Vortragenden, Prof. Dr. med. Michel Rijntjes